LABEL: CODIERBAR ist ein Kunstprojekt,
das sich als Dienstleister im Sinne einer
PR-Agentur für Individualität versteht.
Bewusst haben wir unser Projekt so konzipiert,
dass wir verschiedene Plattformen
und Möglichkeiten zur Öffentlichkeitsarbeit
nutzen können. Neben der Konzeption
und Gestaltung von Motiven für T-Shirts,
die wir als Medium, denn schlichten
Gebrauchsgegenstand begreifen, verfassen
wir auch Artikel für Magazine, betreiben
eine Plattform im Internet und reflektieren,
analysieren und thematisieren in
der Öffentlichkeit neue Entwicklungen
innerhalb von Medien, Konsum und
Kunstraum.
PRODUZENTEN: Der Name unseres
Projektes greift den Begriff der Bar auf. Er
will neben seiner übergreifenden Bedeutung
innerhalb der Projektbezeichnung
ganz im herkömmlichen Sinne als virtueller
Raum verstanden werden, an dem
Barkeeper über die Distanz ihrer Theke -
das Internet - hinweg ihre Gäste bedienen.
Barkeeper der CODIERBAR sind Antje
Schlenker und Ulf Torreck, eine Studentin
der Medienkunst und ein Autor. Beide
haben sich entschlossen, ihre jeweiligen
Erfahrungen und spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten
in einem gemeinsamen
Projekt miteinander zu verbinden. Bei
ihren Usern sollen bisher ungewohnte
Bezugsebenen zwischen Wort und Bild
hergestellt werden.
Unsere Muse ist die Strasse, deren klare
Sprache und Symbolik über alle
Erfahrungs- und Bildungsgrenzen hinaus
verstanden wird. In Erweiterung von Jean
Pauls berühmten Ausspruch zu Sinn und
Wirkung von Büchern, als Briefe an fremde
Freunde, betrachten wir all diejenigen,
welche sich für unsere Produkte entscheiden,
zugleich als Auftraggeber wie
Konsumenten, aber auch Performer unserer
Konzepte. Ihre Persönlichkeit soll den
Rahmen bilden, in dem unsere Arbeiten
erst ihre volle Wirkung entfalten.
RAUM: Für uns, die wir uns offen zur
Strasse als unserer Muse bekennen, kann
jede eindeutige Verortung nur als
Einengung begriffen werden. Wir sehen
uns in einem fiktiven Raum, der sich nicht
anders als medienübergreifend umreissen
lässt. |
TOOLS: Als Werkzeuge sehen wir dabei
die spezifischen Ausdrucksmöglichkeiten
einer bildenden Künstlerin und eines
Autors. Wir sehen Sprache als Wort, Bild
und Zeichen, aber eben so sehr als
Symbol und Begriffscocktail. Wir sind
davon überzeugt, dass erst eine Collage
aus Wort und Bild, Zeichen und Symbolen
ein prägnantes, unverwechselbares
Aroma erzeugt, welches die Zutaten einzeln
genommen, nicht zu erzeugen vermögen.
Wir fordern von unseren Usern die
Fähigkeit zur Interpretation ein, die für uns
neben dem jeweiligen kulturellen
Hintergrund das entscheidende Tool zu
Identitätsausprägung -und Abbildung darstellt.
MUSTER UND REGELN: Das Medium,
dessen wir uns für unser Projekt bedienen,
soll Teil der darin verbreiteten
Message darstellen. Um dies zu erreichen
und uns gleichzeitig ein unverwechselbares
Erscheinungsbild zu verleihen, haben
wir Regeln entworfen, denen wir uns in der
Gestaltung unserer Arbeiten unterwerfen.
Wobei wir Regeln als System, Muster als
Sprache und Bruch als Spezifika verstehen.
Was unsere Textarbeit angeht, ist die
grundlegende Dramaturgie das Ergebnis
gemeinsamer Diskussionen und Gegenüberstellungen
unserer individuellen
Sichtweisen.
ZEIT: „Alles, was du tun musst, ist ihnen
ein Angebot zu machen, das sie einfach
nicht ablehnen können“, sagte Don Vito
Corleone in Coppolas Pate – Film. Im derzeit
heraufdämmernden Radikalmedienzeitalter
wird Individualität höchstens noch
in Sonntagsreden zelebriert. Klar definierte
Formate, die ihre Konsumenten, über
deren Kaufkraft hinaus auch als
Persönlichkeiten betrachten, sind beunruhigend
rar geworden.
Schopenhauers Definition von Kunst als
Beruhigungsmittel hat sich vermeintlich
umfassend gegen Nietzsches Überzeugung
von Kunst als der Stimulans des
Lebens durchgesetzt.
Wir meinen, dass es an der Zeit ist, den
Kunstraum wieder stärker als Plattform für
künstlerisch anspruchsvolle Reflektionen
über gesellschaftliche Zustände und
Tendenzen zu begreifen und bis in die
Massenmedien hinein zu erweitern.
Don Vito Corleones Lehrsatz vom
Angebot, dass schlichtweg nicht mehr
abzulehnen sei, sollte nicht zwingend in
der Art der Umsetzung akzeptiert werden,
die die Medien derzeit dafür gefunden
haben: dem einzig als Konsumenten definierten
User, dem kein Ort mehr ohne
beständige Berieselung belassen wird.
Schliesslich kann Don Vitos Lehre genau
so gut von den Künstlern unserer Zeit
auch als Strategie begriffen werden, die es
ihnen erlaubt, sich die massenmedial
besetzten und verteidigten Räume zurückzuerobern. |